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Erinnyen Nr. 19

Zeitschrift für materialistische Ethik 

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Herausgegeben vom
Verein zur Förderung des dialektischen Denkens

 Erscheint in zwangloser Folge

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  Sommer 2008   

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Titelbild

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Sie können die Erinnyen Nr. 19 kostenlos herunterladen:

Nr. 18 als PDF-Datei

 Nr. 19 als Word-Datei

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Inhalt

Editorial

Nicht Bange machen lassen

Aphorismen, Polemiken, Reflexionen

Marx als Popikone
"Trinker aller Länder vereinigt euch"

Katholische Marx-Renaissance

Adorno-Zitat als Volksverhetzung?

Lebenskunst

   Wissenschaftliche Arbeit

   Bodo Gaßmann

   Kritik der „Lebenskunst“

   Illusionärer Eudämonismus im
   falschen Ganzen

        oder
   provisorisches Glück in der
   praktischen Gesellschaftskritik?

Inhalt

1.    Einleitung: Was ist Lebenskunst?

2.    Der freie Wille und die Lebenskunst

3.    Universales Moralgesetz in der antagonistischen
      Gesellschaft?

4.    Der Idealismus der Lebenskunst und der Moralphilosophie
       von Höffe

4.a  Idealismus und Materialismus in der Ethik allgemein

4.b  Kritik der idealistischen Lebenskunst und Moralphilosophie
       von Höffe

5.    Die entscheidende Differenz: Affirmation oder Negation

6.    Anthropologie in ideologischer Absicht

7.    Zur Geschichte der Lebenskunst als Kunst der Herrschenden

8.    Kritik der Dichotomie von Ökonomie („Systemwelt“) und
       Lebenswelt

9.    Die Glückslehre (Eudaimonismus) bei Höffe

10.  Kritik der Tugendlehre

11.  Kritik der abstrakten Negation der moralischen Erkenntnis
       im Positivismus

12.  Was wahre Lebenskunst sein könnte!

       Literatur zur Lebenskunst

       Anmerkungen

Medientheorie 

Drehbuch zum Film:
Thales von Milet und die Entstehung der Philosophie

Rezensionen

Die Psychologie des Mitmachens
Peter Brückner: Ungehorsam als Tugend...

Neonazis in Nadelstreifen
Die NPD auf dem Weg in die Mitte der Gesellschaft,
Andrea Röpke, Andreas Speit (Hg.)

Kunstfeindschaft
Kai Hammermeister: Kleine Systematik der Kunstfeindschaft

Glossar 

Zivilcourage

Impressum


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Editorial

Nicht Bange machen lassen,

am wenigsten noch von atavistischen religiösen Spinnern, politischen Provokateuren, Ignoranten, Abergläubischen, psychologisierenden Dummköpfen und moralinsauren Menschenverbesserern, die nicht wissen, was ein Argument ist, alles nach einem reaktionären Polizeimaßstab aus dem 17. Jahrhundert werten, als jeder Andersdenkende noch um sein Leben fürchten musste. Die Neonazis mit ihrer neuen Strategie (1) sind zwar auch dumm, aber sozusagen etwas moderner, indem sie geistig in den Vorurteilen des 19. Jahrhunderts stecken geblieben sind. (Dummheit ist übrigens kein psychologischer oder moralischer Begriff, sondern ein philosophischer und bedeutet „Mangel an Urteilskraft“ (Kant).) Für beide Gruppen gilt: „Geh deinen Weg, und lass die Leute reden!“ (Marx, frei nach Dante)

Mehr droht da schon der Mainstream, das gelenkte ubiquitäre Geraune in den Medien, das als private Meinung von links und rechts, oben und unten widerhallt. Derart ist die Linken-Phobie keine eingebildete Verschwörung, sondern bewusst seit dem 19. Jahrhundert erzeugt, sodass konservative Wahlkämpfer auf ihr klimpern können, wenn sie die Sachzwänge des Kapitals exekutieren. Und wehe, jemand aus den Massenmedien schert aus, wagt es einen eigenen politischen Standpunkt zu haben, der nicht der Linken-Phobie aufsitzt, der nicht die klassengeleiteten Klischees teilt, der es wagt, autonomen Ideen zu folgen.

Da wird alles aufgefahren, was man beim US-Kommunistenhasser McCarthy gelernt hat. Der Schauspieler Rolf Becker beschreibt am Fall Peter Sodann, der für „Die Linke“ kandidieren wollte, in einem Interview (aus: „analyse & kritik“, zitiert nach „Arbeiterstimme“ Nr. 160, S. 16 ff.), was die Bourgeoisie und die Exekutoren ihrer Bewusstseinsindustrie alles auffahren. Dissidenten werden in die Isolation gedrängt bis hin zum Berufsentzug. Fernsehproduktionen, an denen Sodann mitgewirkt hat, wurden aus dem Programm genommen, es wurde angekündigt, er könne keine weiteren Filme mehr drehen. Man wollte ihn die wirtschaftliche Existenz entziehen. Er wurde zum Exempel, um die ganze Zunft der Medienmacher einzuschüchtern. „Die Einschüchterung funktioniert.“ Sie erzeugt vorauseilenden Gehorsam, bringt kritisches Denken zum Schweigen und reduziert den Menschen auf seinen Bauch. Man will sein Gehalt weiter beziehen und keinesfalls zu den Opfern zählen. Die gelenkte Demokratie (2) zeigt sich wehrhaft in der Bewahrung ihres Inhalts: der Klassenherrschaft.

Nun könnte man einwenden, dass immerhin noch an den Universitäten nach Wahrheit auch im Sozialen, Politischen und Philosophischen geforscht wird. Und tatsächlich trifft das hier und da zu. Jedoch eher trotz der Strukturen der Universitäten und trotz der Wissenschaftspolitik der Länder. Wissenschaftliche Bildung wird zur Ausbildung von Fachidioten ohne wissenschaftliches Selbstbewusstsein (Philosophie) reduziert. Lehrstühle von kritischen Professoren werden, wenn diese emeritieren, wegrationalisiert. (3)

Man soll sich nicht Bange machen lassen, hatte Adorno einst seine Kollegen und die Studenten aufgefordert. Das ist leichter zu akzeptieren als durchzuhalten. Die Wirklichkeit produziert selbst Ideologien in den Köpfen, die sich längst zu festen Vorstellungen versteinert haben. Will man sie aufbrechen, gilt man als Außenseiter, wird  als einseitig, als Wahrheitsbesitzer, als Dogmatiker beschimpft – ohne dass im geringsten auch nur der Schein eines Arguments vorgebracht wird. Andererseits beruft sich jeder geistige Kretin auf sogenannte anthropologische Konstanten: Der Mensch wäre schlecht, auch wenn diese und ähnliche angebliche Konstanten seit über 200 Jahren als zirkulärer Trugschluss widerlegt sind. Selbst Philosophieprofessoren wie Otfried Höffe benutzen diesen Zirkelschluss, um ihre ideologische Moral, jetzt als philosophische „Lebenskunst“ aufgepeppt, an die Frau und an den Mann zu bringen. Unsere Kritik der „Lebenskunst“ zeigt diesen neuesten Moraltrend als den alten Moralidealismus, der sich penetrant weigert, die gesellschaftlichen Bedingungen der Moral zur Kenntnis zu nehmen.

Das zeigt, dass auch die Philosophie als Institution nicht unschuldig an dem geistigen Zustand der Nation ohne Geist ist. Philosophie ist Wissenschaft, wenn auch keine Fachwissenschaft. Ihr Denken muss den logischen Standards entsprechen, die sie seit 2500 Jahren entwickelt hat.(4) Paradigmenphilosophie, analytische Philosophie, Positivismus, Phänomenologie, erzählende Philosophie, Postmoderne usw. usf. fallen hinter das mögliche avancierte Bewusstsein zurück. Augenfällig ist dieser Verfall des Denkens bei der Postmoderne zu erkennen.

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Was man von der Philosophie erwarten kann, wenn sie überhaupt eine Existenzberechtigung haben soll, ist doch das Erkennen von Wahrheiten, zumindest das Streben danach. Wahr an dem Satz von Fichte, der Philosoph sei ein Priester der Wahrheit, ist zumindest das Ziel: Die geistigen Wahrheiten, die nicht-empirisch sind, zu begründen und darzustellen. Stattdessen hat das postmoderne Gequatsche nicht nur das Streben nach Wahrheit aufgegeben, sondern versucht den Begriff der Wahrheit selbst zu zerstören, als nichtig zu unterstellen und in den Müll der Geistesgeschichte zu werfen. Philosophie wird zur Stilübung. Welche Philosophie ich annehme, hängt von meinem zufälligen Lebensstil ab, die wissenschaftliche Methodik wie die Logik verflüchtet sich, alles ist nicht nur denkbar, sondern wird akzeptiert im Pluralismus der Falschdenker. Anstelle des triftigen Arguments treten die Werbung und ihre Rhetorik. Dieser radikale Pluralismus, der jeden als wahr behaupteten Gedanken mit dem Dogmatismusvorwurf belegt, führt nicht nur zur Ästhetisierung der eigenen wie der anderen Meinung, sondern ist auch ein gesellschaftliches Bewusstsein, das von der klinischen Schizophrenie kaum mehr unterscheidbar ist. Das ist der Weg zurück in die Steinzeit mit ihrem magischen Bewusstsein.

Das magische Bewusstsein, in dem Subjekt und Objekt unentwirrbar sich verschlingen, ist nicht zu verwechseln mit heutigen künstlerischen Produktionen, auch wenn diese etwas enthalten, für das wir noch keine zulänglichen Begriffe haben. Das Drehbuch zu dem Film „Thales von Milet“ wirft die Frage auf, welche Bedeutung der Film sinnvollerweise haben kann und wie er zur Philosophie steht. Das aber wird in den nächsten Auflagen der Erinnyen thematisiert. Doch auch bei diesem Gegenstand meldet sich nicht jemand, der Aufklärung mittels Film unterstützen will, sondern der als erloschener Krater jedes kleine Flämmchen gelöscht sehen möchte. (5) Nicht Bange machen lassen! Dass vieles hoffnungslos ist, wissen wir selber … Aber die Alternative heißt, sich opportunistisch ins private Schneckenhaus verkriechen oder - noch schlimmer – zum geistigen Handlanger des Kapitals zu werden.

Als 1968 sowjetische Panzer den „Prager Frühling“ stoppten (6), war die Wahrheit noch eine Waffe im Kampf gegen Kapitalismus und monopolbürokratischen Kollektivismus. Heute muss die Linke erst wieder dieses geistige Schwert aus dem Museum der Geschichte holen, in der sie es zurückgelassen hat, um diesen Stahl für eine andere Gesellschaft zu polieren und zu schärfen. Die tschechoslowakischen Genossen waren da 1968 schon, zumindest in der Absicht, weiter. „Die Wahrheit provoziert die Macht, aber nicht, weil jemand die Machtelite herausfordern möchte, sondern weil schon die gedankliche Reproduktion der gegenwärtigen Verhältnisse von der Machtelite wie persönliche Beleidigung der Mächtigen verfolgt wird. In allen Gesellschaftsordnungen und unter jedem politischen Regime wurden grundlegende Wahrheiten mit Spott bedacht und als Vaterlandsverrat geahndet, und dennoch siegten schließlich unter allen Umständen die Wahrheiten. Oder wenigsten blieben sie ‚übrig, wenn alles andere durchgebracht’ worden war. Die Wahrheit fordert die Macht heraus, weil die Wahrheit stärker ist als die Macht.“ (7)

Man versteht jetzt, warum „Querdenker“, Skeptiker aller Couleur und Wahrheitsleugner wie die Postmodernen mit Preisen ausgelobt oder mit Karrieren abgesichert werden, und denen, die solide nach der Wahrheit forschen, Bange gemacht wird.

Bodo Gaßmann

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  1. Vgl. unsere Rezension in dieser Ausgabe von
    „Neonazis in Nadelstreifen“.
  2. Vgl. das Buch von Luciano Canfora: Eine kurze Geschichte der Demokratie, Köln 2006, insbesondere S. 169 ff.
  3. Vgl. die Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Bodo Zeuner:
    http://www.nachdenkseiten.de/?p=2497#more-2497
  4. Siehe dazu unseren Aufsatz: Thesen zur Wahrheit, Ideologie, Irrationalität
    und zur Verantwortung der Intellektuellen Gegen die docta ingnorantia: http://www.zserinnyen.de/dialektik/dialektik2.html
  5. Vgl. unsere Auseinandersetzung mit einem ehemaligen linken Medientheoretiker: http://www.mediendialektik.de/video/videos1.html
  6. Siehe dazu den Erfahrungsbericht und den Kommentar des Autors im Weblog der Erinnyen: http://www.weblog.erinnyen.de/
  7. Ivan Sviták: Folgerung aus Worten, in: Nachrichten aus der CSSR. Dokumentation der Wochenzeitung „Literární listy“ des Tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes Prag Februar - August 1968. Hrsg. v. Josef Škvorecký. Ffm. 1968, S. 182.

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Letzte Aktualisierung:  08.09.2008